Leben bei uns

Junge Mütter stehen vor besonderen Herausforderungen. Einerseits sind sie selbst noch auf dem Weg zum Erwachsenwerden, andererseits müssen sie bereits Verantwortung für ihr Kind übernehmen. Wir unterstützen junge Mütter und Schwangere dabei, ihren eigenen Platz im Leben zu finden und eine gute Beziehung zu ihrem Kind aufzubauen. Wir helfen bei der Entwicklung einer selbstständigen und eigenverantwortlichen Alltagsbewältigung mit Kind und unterstützen bei der Suche nach einer Schul- und Ausbildungsperspektive.
Wir nehmen Schwangere und Mütter mit einem oder zwei Kindern ab 16 Jahren in unser intensives stationäres Setting auf.  Die jungen Frauen haben zum Teil psychische, physische und/oder sexuelle Gewalt erfahren und sind durch unsichere Bindungen, Beziehungsabbrüche und traumatischen Erlebnissen geprägt. Manche junge Frauen müssen sich mit ihrer Suchtproblematik auseinandersetzen oder brauchen Anleitung und Übersetzung im „Lesen und Verstehen“ ihres Kindes. Die meisten jungen Frauen möchten sich persönlich weiterentwickeln und in jedem Fall eine gute Mutter und als stabile erwachsene Bezugsperson ihrem Kind ein sicheres Gegenüber sein.
Die für die Arbeit notwendige traumapädagogische Grundhaltung ist dabei Teil unseres Arbeitskonzeptes. Bei Wunsch nach Aufnahme ins Mutter-Kind-Wohnen Kreuzberg wendet sich die Schwangere/Mutter an das Jugendamt in ihrem Meldebezirk. Das Jugendamt entscheidet, ob eine Unterbringung erforderlich erscheint. Bei Bedarf trägt das Jugendamt die Kosten.


Als Voraussetzung für die Aufnahme müssen die Frauen ein gewisses Maß an Selbständigkeit mitbringen. Sie müssen Zeiten des Alleinsein mit dem Kind „aushalten“ können und es darf keine akute Kindeswohlgefährdung vorliegen. Die Absprachefähigkeit und Kooperationsbereitschaft ist Voraussetzung für eine gelingende Hilfe und muss im Hilfeverlauf reflektiert werden.

 


Unsere Wohnform

In unserem Wohnhaus steht den jungen Frauen jeweils eine Zwei-Zimmer-Wohnung zur Verfügung. Die trägereigenen Wohnungen kann jede Bewohnerin nach ihren Vorstellungen einrichten und gestalten. Hinzu kommen Büroräume und großzügige Gruppenräume sowie eine integrierte Kinderbetreuung. So konnten wir die Einrichtung zu einem gemeinschaftlichen Ort entwickeln und können gleichzeitig das „Probewohnen“ mit Kind im eigenen Haushalt und einem hohen Maß an selbstbestimmten Leben ermöglichen.

Die Betreuung

Während der Zeit der Unterbringung berät und betreut eine Pädagogin die Mutter durchgängig als feste professionelle Bezugs- und Betreuungsperson. Gleichzeitig knüpfen wir in unserer Einrichtung ein Netz aus verschiedenen Bindungs- und Beratungsangeboten, das der Familie einen so umfassenden Halt geben soll, dass wir häufig als Alternative zu 24- Stunden- Einrichtung wahrgenommen werden. Dort ist ein größeres Maß an Kontrolle möglich, bei uns ein größeres Maß an individueller Betreuung bei eigenständiger Lebensführung und größtmöglicher Sicherheit. Vor diesem Anspruch ist unser Betreuungsumfang wie folgt konzipiert:


 

Einzelarbeit mit der Mutter:

Die Einzelarbeit mit der Mutter fokussiert sich auf mehrere Schlüsselbereiche zur Unterstützung der Familie.

  • Zunächst liegt der Schwerpunkt auf der Unterstützung und Strukturierung des Alltags, wobei Hilfe in lebenspraktischen Dingen bereitgestellt wird.
  • Des Weiteren wird die Entdeckung und der Aufbau der eigenen Stärken gefördert und die Entwicklung der individuellen Persönlichkeit unterstützt.
  • Ein weiterer wichtiger Aspekt ist die Förderung und Entwicklung einer schulischen und beruflichen Perspektive.
  • Angestrebt wird die Überleitung in eine selbstbestimmte und eigenständige Wohnperspektive und eine materielle Absicherung.

 

Interaktionsbegleitung Mutter/Kind – und Beratung

  • Die Interaktionsbegleitung und Beratung zwischen Mutter und Kind erfolgt getrennt von der Bezugsbetreuung im Co-Team, um eine gezielte Unterstützung zu bieten.

 

Integrierte Kinder- und Jugendpsychotherapie

  • Bei Bedarf können therapeutische Einzel- und/oder familientherapeutische Sitzungen eingerichtet werden, um Belastungs- und Überforderungserleben schrittweise abzubauen.
  • Der Focus liegt auf der Klärung und Gestaltung kindeswohlfördernder Perspektiven für die Familie.

 

Kinderkrankenschwester

  • Die Kinderkrankenschwester kann, wenn notwendig, die junge Familie im Wochenbett und in den ersten Monaten in enger Zusammenarbeit mit der Bezugsbetreuerin, begleiten.
  • Sie ist Ansprechpartnerin in medizinischen Fragen für Mütter und Mitarbeiterinnen.

 

Bereitschaftsdienst rund um die Uhr

  • Es gibt einen 24- Stunden-Bereitschaftsdienst und eine stundenweise verbindliche Präsenz vor Ort am Wochenende.

 

Gruppenbetreuung und Begegnung

  • Es werden wochenstrukturierende Gruppenangebote angeboten, darunter eine „Apfelgruppe“, eine Säuglingsgruppe, Gruppentag für die Mütter sowie Abendbrot in Kleinstgruppen und ein Freitagsfrühstück.
  • Zusätzlich findet jährliche eine Mutter-Kind-Reise statt.

 

Integrative Kinderbetreuung

  • In der integrativen Kinderbetreuung wird eine kleine, altersgemischte Gruppe von maximal 10-12 Kindern im Alter 0 - 4 Jahren betreut.
  • Die kompensatorische Einzelbetreuung im Säuglingsalter kann als Unterstützungsleistung erforderlich werden.

 

Interne Krisenbegleitung des Kindes rund um die Uhr  –  als individuelle Zusatzleistung

  • Der Focus liegt auf dem Schutz des Kindes und der bei gleichzeitigen Stabilisierung der jungen Mutter.
  • Die Bezugsbetreuerin bleibt an der Seite der jungen Frau, während das Kind intern versorgt und betreut wird.

 

In unserem Angebot können wir den Spielraum bieten, Familienleben unter realistischen Alltagsbedingungen auszuprobieren. Die Väter/Partner erhält nach einer Probezeit einen Gaststatus, wenn die Mutter es wünscht und wenn der Vater/Partner bereit ist mit uns zusammenzuarbeiten.

 

Rechtsrahmen

Die Unterbringung orientiert sich an den in § 19 SGB VIII festgelegten Leistungsangeboten und bietet 14 jungen Müttern mit ihren Kindern ein Zuhause. Konzeptionell ist die Einrichtung ein Individualangebot und C 19.12 Intensivleistung mit einer integrierten Kinderbetreuung. Die Betreuungsdichte setzt bei der Intensivleistung an und ermöglicht im Verlauf -gemäß des in der Hilfeplanung definierten Bedarfs- eine  C 19.11 Regelleistung.